08.10.2024

Second-Hand-Kleidung bringt EU und Afrika Milliarden ein und fördert grünes Wachstum

Neue Studie von Oxford Economics beleuchtet soziale und wirtschaftliche Auswirkungen

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Wien, 09.10.2024 – Second-Hand-Kleidung (SHC) leistet einen milliardenhohen Beitrag zur Wirtschaft und schafft hunderttausende umweltfreundliche Arbeitsplätze in Europa und Afrika, wie ein neuer Bericht von Oxford Economics zeigt. Im Jahr 2023 trug der SHC-Sektor schätzungsweise 7 Milliarden Euro zum BIP der EU und des Vereinigten Königreichs bei, davon 3 Milliarden Euro direkt. Der Sektor ist ein zentraler Bestandteil der zukünftigen Kreislaufwirtschaft. Dieser Report liefert erstmals eine umfassende Analyse der Wertschöpfungskette des Sektors und quantifiziert dessen sozioökonomische Auswirkungen in der EU27+ sowie in Ghana, Kenia und Mosambik.

Wichtiger Beitrag zur Wirtschaft in der EU und in Afrika
Der Bericht „The Socio-Economic Impact of Second-Hand Clothes in Africa and the EU27+“, welcher von HUMANA People to People und Sympany+ in Auftrag gegeben wurde, zeigt, dass der SHC-Sektor im Jahr 2023 rund 150.000 Arbeitsplätze in der EU unterstützt hat, darunter 110.000 grüne Arbeitsplätze direkt in der Branche. Besonders bemerkenswert ist der hohe Frauenanteil von 79 %, sowie die Schaffung von Arbeitsplätzen in einkommensschwächeren Ländern wie Bulgarien, Rumänien und Polen.

Der Erfolg des SHC-Sektors basiert auf einer etablierten Handelsbeziehung zwischen dem globalen Norden und Süden, die auf jeder Stufe wirtschaftlichen Wert und grüne Arbeitsplätze schafft. Durch den effizienten Transport von Second-Hand-Kleidung in den Süden wird die Nachfrage nach erschwinglicher Kleidung gedeckt, die im Umlauf bleibt, zur Erreichung von Klimazielen beiträgt und Arbeitsmöglichkeiten für einkommensschwache Menschen schafft.

In Afrika spielt der SHC-Sektor eine ebenso wichtige Rolle. In Ghana trug Second-Hand-Kleidung aus der EU27+ schätzungsweise 72 Millionen Euro zum BIP bei (davon 33 Millionen Euro direkt) und unterstützte 65.000 Arbeitsplätze. Auch Kenia und Mosambik verzeichneten positive Effekte, mit Beiträgen von 16 Millionen Euro (davon 8,6 Millionen Euro direkt) und 10,1 Millionen Euro (davon 2,6 Millionen Euro direkt) zum BIP. In Kenia wurden so rund 74.300 Arbeitsplätze unterstützt, in Mosambik waren es 20.700 Arbeitsplätze.

Ghana importierte im vergangenen Jahr 47 % seiner gebrauchten Kleidung aus der EU, was die wachsende Bedeutung des Handels zwischen den Regionen verdeutlicht. Mosambiks direkte Einfuhren aus der EU27+ machten 18 % aus und Kenias 13 % (ohne die Einfuhren, die über Zwischenländer kommen). Nur in Ghana nehmen die SHC-Einfuhren aus der EU27+ zu.

Starke soziale und wirtschaftliche Effekte
Karina Bolin, Circular Textiles Director Global North bei HUMANA People to People, sagte: „Dieser Bericht unterstreicht das immense Potenzial des Altkleidersektors, ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu fördern und grüne Arbeitsplätze auf allen Kontinenten zu schaffen. Jetzt ist es wichtiger denn je, dass die politischen Entscheidungsträger den Wert dieser Branche anerkennen und die notwendige gesetzliche Unterstützung und Investitionen bereitstellen, um ihr volles Potenzial als zentralen Faktor für den Aufbau einer
widerstandsfähigeren Kreislaufwirtschaft zu erschließen, die sowohl den Menschen als auch dem Planeten zugutekommt.“

Johanna Neuhoff, Director Economic Consulting Continental Europe bei Oxford Economics, betonte: „Second-Hand-Kleidung wird in der allgemeinen Debatte über nachhaltige Entwicklung oft übersehen, doch dieser Bericht zeigt deutlich ihre wirtschaftliche Bedeutung. Der Sektor sorgt dafür, dass Kleidung im Umlauf bleibt, und schafft sowohl in Europa als auch in Afrika umweltfreundliche Arbeitsplätze, was erhebliche wirtschaftliche und soziale Vorteile mit sich bringt.“

Dringender Handlungsbedarf auf politischer Ebene
Durch den Bericht wird deutlich, dass der SHC-Sektor ohne den richtigen Rechtsrahmen Gefahr läuft, seinen Wettbewerbsvorteil an Fast-Fashion-Riesen aus China zu verlieren, die weiterhin die globalen Textilmärkte dominieren und neue, billigere Kleidungsstücke von geringererQualität produzieren, was mit enormen Umweltkosten verbunden ist.

Auf EU-Ebene laufen derzeit Diskussionen zur Änderung der Abfallrahmenrichtlinie, um den SHC-Handel zu regulieren. Da die getrennte Sammlung von Textilien in der EU ab Januar 2025 obligatorisch wird, ist es unerlässlich, schnell politische Sicherheit für den Sektor zu schaffen. Ohne die richtigen Stärkungsmaßnahmen wird der SHC-Sektor zur Erreichung der Europäischen und Afrikanischen Umwelt- und Klimaziele, insbesondere in den Bereichen Armutsbekämpfung, Frauenintegration und verantwortungsvoller Konsum, lediglich stark eingeschränkt beitragen können.

Fotocredit: © HUMANA

Über HUMANA Österreich
HUMANA Österreich ist ein karitativer Verein mit Sitz in Wien, der sich der Entwicklungszusammenarbeit widmet. Der Verein wurde 1986 gegründet und ist heute führend in der textilen Kreislaufwirtschaft und Re-Use-Dienstleistungen in Österreich. HUMANA
sammelt und verkauft Second-Hand-Kleidung und unterstützt mit den Reinerlösen soziale Projekte im In- und Ausland. Der Verein beschäftigt rund 200 Mitarbeiter*innen und betreibt 23 Second-Hand-Shops in Wien, Salzburg und Graz.

Über HUMANA People to People Föderation
HUMANA People to People ist ein Zusammenschluss von 29 unabhängigen Vereinigungen, die im Bereich der humanitären Hilfe und der nachhaltigen Entwicklung tätig sind. Die Mitglieder der Föderation HUMANA People to People sind in 46 Ländern in Afrika, Asien sowie Mittel- und Südamerika tätig. In Angola, Guinea-Bissau, Malawi, Mosambik und Sambia betreiben die Mitglieder der Föderation HUMANA People to People eine Kombination aus Altkleider-Sortierzentren, Groß- und Einzelhandelsgeschäften, die als Sozialunternehmen geführt werden. Der Reinerlös aus dem Verkauf von Kleidung und Schuhen wird in soziale Entwicklungsprojekte in den einzelnen Ländern investiert. Im Jahr 2023 hat HUMANA People to People mit seinen weltweiten Second-Hand-Kleideraktionen über 31,6 Millionen Dollar an Entwicklungsgeldern gesichert.

Über Oxford Economics
Oxford Economics wurde 1981 als kommerzielles Unternehmen mit der Wirtschaftshochschule der Universität Oxford gegründet, um britischen Unternehmen und Finanzinstituten, die ins Ausland expandieren, Wirtschaftsprognosen und -modelle anzubieten. Seitdem hat sich Oxford Economics zu einem der weltweit führenden unabhängigen globalen Beratungsunternehmen entwickelt, das Berichte, Prognosen und Analyseinstrumente für mehr als 200 Länder, 100 Branchen und 8.000 Städte und Regionen anbietet.

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Sympany+ ist eine niederländische Nichtregierungsorganisation (NGO), die sich der nachhaltigen Kreislaufwirtschaft von Textilien widmet. Die Organisation konzentriert sich darauf, durch verschiedene Projekte und Forschungsinitiativen ein geschlossenes Kreislaufsystem für Post-Verbraucher-Textilien zu schaffen. Darüber hinaus stellt Sympany+ sicher, dass alle Arbeitsbedingungen innerhalb ihrer Projekte den OECD-Richtlinien entsprechen.


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