27.05.2025

Second-Hand-Kleidung (SHK) als Schlüssel für Afrikas Entwicklung und Europas Kreislaufwirtschaft

Studien belegen: SHK schafft Jobs, Einkommen und ökologische Perspektiven – weltweit

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Wien, 27. Mai 2025 – Der internationale Handel mit Second-Hand-Kleidung (SHK) ist mehr als nur ein ökologischer Akt der Wiederverwertung: Er ist zu einem weltweiten Entwicklungsinstrument geworden. Aktuelle Studien zeigen, wie SHK in Afrika Millionen Menschen Arbeit verschafft, Steuereinnahmen generiert, Versorgungslücken schließt und gleichzeitig zum globalen Klimaschutz beiträgt. Gleichzeitig entstehen in Europa zehntausende grüne Arbeitsplätze entlang der Lieferkette.

1. Ostafrika: Aufstiegschancen und Gleichstellung
Laut einer Studie des Sustainable Manufacturing and Environmental Pollution Programme von 2024 erzielte Uganda allein im Jahr 2022 über 70 Mio. USD an SHK-bedingten Steuereinnahmen. Der Handel bietet etwa 50.000 Menschen auf dem Owino-Markt in Kampala ein Einkommen, bei einer Abfallquote von unter 1,5 % – weit entfernt vom Vorurteil der „Textilmüllflut“. In Uganda sind 42 % der Händler*innen und 45 % der Geschäftsinhaber*innen Frauen. In Tansania sehen 99 % der Marktteilnehmer*innen gleichberechtigte Chancen im SHK-Handel. Über 60 % der Einzelhändler*innen haben sich wirtschaftlich hochgearbeitet.
(Quelle: UNCTAD / Full Cycle Resource, 2024)

2. Ghana: SHK als sozialer Stabilisator
In Ghana arbeiten laut einer Studie der Ghana Used Clothing Dealers Association (GUCDA) rund 10 % der Bevölkerung im SHK-Sektor und 95 % tragen Second-Hand-Kleidung. 2022 generierte der Handel mit Second-Hand-Kleidung 29,5 Mio. USD an Steuern – mehr als das staatliche Programm zur Armutsbekämpfung (LEAP). Nur etwa 5 % der Kleidung gelten als Abfall. SHK schließt Versorgungslücken und ergänzt lokale Produktion ohne sie zu verdrängen.

Marlvin Owusu, Vorstandsmitglied der GUCDA, wies bei der Vorstellung der Studie auf strukturelle Defizite im Abfallmanagement hin: „Wir sind nicht die Müllhalde Europas. Second-Hand-Kleidung ist ein wichtiger Wirtschaftszweig bei uns, der die Lebensgrundlage von Millionen Menschen sichert“, so Owusu. „Es benötige Gebühren von den Herstellern von Fast Fashion für den Ausbau von Recycling- und Abfallbehandlungsanlagen auch in Afrika.“
(Quelle: GUCDA & Metropolitan Research Bureau, 2024)

3. Südliches Afrika: SHK als Jobmotor
Laut einem Bericht von Dr. Joseph Feyertag, ehemaliger Wissenschaftler am Grantham Research Institute on Climate Change & the Environment, schafft jede importierte SHK-Tonne rund 6,5 Arbeitsplätze. In Ländern wie Angola, Sambia und Malawi sind über 1,28 Mio. Menschen im SHK-Sektor beschäftigt – das sind ca. 25 % des gesamten Dienstleistungssektors. Frauen übernehmen dort zentrale Aufgaben in Verkauf, Sortierung und Weiterverarbeitung. Die jährlichen Steuereinnahmen betragen über 73 Mio. USD.
(Quelle: Dr. Joseph Feyertag, red. Prof. Patrick Diamond, 2024 / Humana People to People)

4. Europa & Afrika: Partnerschaft mit Mehrwert
Laut Oxford Economics trug SHK 2023 7 Mrd. Euro zum BIP der EU27+ und des Vereinigten Königreichs bei, mit 150.000 unterstützten Jobs, davon 79 % weiblich und 110.000 grüne Arbeitsplätze. In Afrika profitierte Ghana mit 72 Mio. Euro BIP-Zuwachs und 65.000 Jobs, Kenia mit 74.300 Jobs, Mosambik mit 20.700. Die internationale SHK-Lieferkette ist also ein wechselseitiger Kreislauf mit wirtschaftlichem Mehrwert auf beiden Kontinenten.
(Quelle: Oxford Economics, Humana People to People & Sympany+, 2024)

5. Stimmen vom Markt: Frauen als tragende Kraft
Hilda Kavenuke, Retail Strategic Fundraising Manager bei Development Aid from People to People Zambia, sagt: „Als Einzelhändlerin auf dem Markt für Second-Hand-Kleidung habe ich aus erster Hand erfahren, wie dieses Geschäft nicht nur meine Familie, sondern auch die Gemeinschaft um uns herum unterstützt. Jede Lieferung von Kleidung, die wir erhalten, eröffnet zahlreiche Möglichkeiten – nicht nur im Verkauf, sondern auch in Bezug auf Arbeitsplätze für viele andere entlang der Lieferkette.“

Der SHK-Sektor bietet besonders Frauen in prekären Lebenslagen Zugang zu Einkommen, Selbstständigkeit und Bildung für ihre Kinder. Er ersetzt den Bedarf an Fast Fashion und eröffnet Chancen zur Kreislaufwirtschaft – lokal und global.

Fazit & Appell
Second-Hand-Kleidung ist kein Problemexport, sondern Teil der Lösung. Sie ist ein globaler Motor für Beschäftigung, Klima- und Ressourcenschutz. Sie schafft Einkommen, soziale Teilhabe und ökologischen Fortschritt. Anstatt Exportverbote zu diskutieren, braucht es nun klare gesetzliche Rahmenbedingungen, Investitionen in Recycling-Infrastruktur und internationale Partnerschaften, um SHK als Entwicklungshebel zu stärken – für Menschen, Wirtschaft und Umwelt gleichermaßen.

Über HUMANA People to People - Verein für Entwicklungszusammenarbeit
HUMANA Österreich, gegründet 1986, ist ein karitativer Verein mit Sitz in Wien, der sich der Entwicklungszusammenarbeit widmet. HUMANA sammelt und verkauft Second-Hand-Kleidung und unterstützt mit den Reinerlösen Entwicklungsprojekte im Globalen Süden und Initiativen in Österreich. Im Jahr 2023 erreichte die Spendensumme einen Rekordwert von rund 1,6 Mio. Euro. Der Verein beschäftigt rund 200 Mitarbeiter*innen, betreibt 23 Second Hand Shops in Wien, Salzburg und Graz, und ist heute führend mit Re-Use-Dienstleistungen in der textilen Kreislaufwirtschaft Österreichs.

Rückfragen & Kontakt:
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Therese Sterniczky
UNIQUE relations
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Tel: +43 1 877 55 43 40
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Bilder (5)

Registrierung der Ballen, Afrika, (c) Humana People to People
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Marlvin Owusu, GUCDA Vorstandsmitglied bei Studienpräsentation Sept 2024 Wien, (c) Niklas Schnaubelt
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SHC Afrika, (c) Humana People to People
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Sorting Center_Africa, (c) Humana People to People
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Sorting Center Africa, (c) Humana People to People
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