08.04.2025

Wien als Europas Gesundheitsmetropole und zukünftige Präventionshauptstadt:

Was braucht die Gesundheitsversorgung und die Pflege wirklich?

Zu dieser Meldung gibt es: 1 Bild
Wien, 8. April 2025 – Der Druck auf das österreichische Gesundheits- und Pflegesystem wächst: Steigende Ausgaben, strukturelle Herausforderungen und der demografische Wandel erfordern umfassende Reformen. Beim UNIQUE talk im Ringturm diskutierten Expert:innen aus Politik, Medizin und Pflege über die drängendsten Herausforderungen – vom Fachkräftemangel über Finanzierungsengpässe bis hin zur strukturellen Verankerung von Prävention. Klar wurde: Wien will Vorreiterin bleiben – als Gesundheitsmetropole und als Hauptstadt der Prävention.

Unter dem Titel „Gesundheit in Wien – Chancen und Herausforderungen“ tauschten sich Bürgermeister Dr. Michael Ludwig, Univ.-Prof. Dr. Siegfried Meryn (ORF-Gesundheitsexperte), Mag. Elisabeth Potzmann (Präsidentin des ÖGKV) und Univ.-Prof. Dr. Sabine Pleschberger (Medizinische Universität Wien) über aktuelle Entwicklungen und notwendige Reformen aus.

Herausforderungen trotz steigender Investitionen
Die Gesundheitsausgaben in Österreich sind in den letzten Jahren überdurchschnittlich gestiegen. Bis 2028 sollen jährlich zusätzlich eine Milliarde Euro in den Sektor fließen – 600 Millionen Euro für Spitäler, 300 Millionen Euro für den ambulanten Bereich. Dennoch bleibt die wirtschaftliche Lage angespannt: Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) verzeichnet ein Budgetdefizit von über 900 Millionen Euro.

Die Stadt Wien plant bis 2030 den Ausbau von 18 Primärversorgungszentren, den Aufbau zusätzlicher kinder- und jugendpsychiatrischer Ambulatorien sowie die Einrichtung neuer spezialisierter Angebote – darunter ein niederschwelliges Zentrum für sexuelle Gesundheit und ein Zentrum für Frauenheilkunde, da in diesen Bereichen ein deutlicher Mangel an Kassenärzt:innen besteht.

Prävention als Zukunftsstrategie
Im Rahmen der Veranstaltung wurde auch das neue „Vienna Prevention Project“ angesprochen, ein Kooperationsprojekt zwischen der Medizinischen Universität Wien und der Krankenfürsorgeanstalt der Stadt Wien. Ziel ist es, Prävention strukturell im Gesundheitswesen zu verankern und langfristig Versorgungslücken zu vermeiden.

Bürgermeister Ludwig unterstrich die Bedeutung eines für alle zugänglichen Gesundheitssystems und der Prävention: „Wien setzt als Gesundheitsmetropole Maßstäbe in der Versorgung und wird das auch weiterhin tun. Es wird gezielt dort investiert, wo es die Menschen erwarten – in einen hochwertigen und für alle zugänglichen Gesundheitsbereich.“ Er betonte außerdem: „Gleichzeitig machen wir Wien nun auch zur Präventionshauptstadt, denn das ist aus unserer Sicht ein wesentlicher Schlüssel im Gesundheitssystem der Zukunft.“

Auch Prof. Meryn bekräftigte diesen Weg: „Gesundheit braucht Richtung. Wien zeigt sie. Wir müssen jetzt die Weichen stellen – für Prävention, soziale Gerechtigkeit und technologische Exzellenz in unserem Gesundheitswesen.“ Er forderte gleichzeitig eine umfassende Reform des Gesundheitssystems sowie die Stärkung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung, da Österreich im Vergleich mit anderen europäischen Ländern hier einen großen Nachholbedarf hat.

Pflege im Zentrum der Aufmerksamkeit
Ein weiteres zentrales Thema war der anhaltende Fachkräftemangel im Pflegebereich. Die steigende Lebenserwartung der Bevölkerung führt zu einem wachsenden Bedarf an Pflegekräften – bis zu 16.000 neue Stellen sollen in Wien bis 2030 geschaffen werden. Potzmann und Prof. Pleschberger begrüßten die Wiener Initiative zur Einführung eines Ausbildungsentgelts für angehende Pflegekräfte, die sogenannte „Wiener Pflegeausbildungsprämie“, sowie die erweiterten Ausbildungskapazitäten an den Wiener Fachhochschulen.

Doch nicht nur die Quantität ist entscheidend, auch Wertschätzung und Arbeitsbedingungen spielen eine zentrale Rolle. Pflegeberufe sind körperlich und emotional belastend, gleichzeitig häufig unterbewertet, sowohl gesellschaftlich als auch finanziell. Die Ausbildungskapazitäten reichen nicht aus, um den Bedarf zu decken. Gleichzeitig verlassen viele gut ausgebildete Pflegepersonen vorzeitig den Beruf, weil die Rahmenbedingungen nicht stimmen.

Als Präsidentin des ÖGKV forderte Potzmann deshalb eine neue Kultur der Zusammenarbeit: „Die Herausforderungen in der Gesundheits- und Pflegepolitik können wir nur meistern, wenn alle Gesundheitsberufe gemeinsam an einem Strang ziehen. Es geht nicht um einzelne berufspolitische Interessen, sondern um die gesundheitliche und pflegerische Versorgung der Bevölkerung, die im Mittelpunkt stehen muss.“

Prof. Pleschberger plädierte auf ein Umdenken in der Systemlogik: „Im Gesundheitssystem, und damit auch in der Perspektive vieler Expertinnen und Experten, findet nach wie vor eine Trennung zwischen Gesundheit und Soziales statt, wobei die Pflege dann sehr häufig dem Sozialen zugerechnet wird. Das ist historisch bedingt und durch die Finanzierungslogiken fast zementiert, aber aus einer pflegewissenschaftlichen Perspektive und angesichts der Entwicklungen längst überholt.“

Die Eindrücke des gestrigen UNIQUE talk finden Sie hier: © UNIQUE relations/APA-Fotoservice/Schedl

Foto (v.l.n.r.): Gerald Groß (Moderator), Dr. Herbert Allram (Vorstand des Wiener Städtischen Versicherungsvereins), Josef Kalina (UNIQUE relations), Univ.-Prof. Dr. Sabine Pleschberger (Medizinische Universität Wien), Bürgermeister Dr. Michael Ludwig (Bürgermeister der Stadt Wien), Mag. Elisabeth Potzmann (Präsidentin des ÖGKV), Univ.-Prof. Dr. Siegfried Meryn (ORF-Gesundheitsexperte)
Fotocredit: UNIQUE relations/APA-Fotoservice/Schedl

Rückfragehinweis:
Therese Sterniczky
UNIQUE Relations
Schönbrunner Straße 297, 1120 Wien
T: +43 1 877 55 43 0
Alle Inhalte dieser Meldung als .zip: Sofort downloaden In die Lightbox legen

Bilder (1)

UNIQUE talk_Gerald Groß, Herbert Allram, Josef Kalina, Sabine Pleschberger, Bürgermeister Michael Ludwig, Elisabeth Potzmann & Siegfried Meryn (c) UNIQUE relations-APA-Fotoservice-Schedl
3 000 x 2 001